Psychotherapie

Der Therapeut als Meta-Instanz

Über Psychotherapie

Psychotherapie ist in aller Munde und gleichzeitig wird sie noch mit spitzen Fingern und viel Skepsis betrachtet. Viele Menschen die Hilfe bräuchten denken „das schaffe ich allein“ oder „ zum Seelenklempner? Ich bin doch nicht bekloppt!“.  Da durch diese Meinungen ein falsches Bild zur Therapie aufrechterhalten wird – und vielen Betroffenen nicht geholfen werden kann,  hoffe ich mit folgendem Text etwas mit den Vorurteilen aufzuräumen.

Das menschliche Gehirn funktioniert in den meisten Fällen recht gut um im Alltag mit Stress und ungewohnten Situationen fertig zu werden. Wir haben interne Abwehrmechanismen, Hormone die im Stress aktiviert werden und ein Netzwerk an Neuronen die für gute Gefühle zuständig sind und ausgleichend wirken. Alle Funktionen sind meist im Gleichgewicht oder balancieren sich über Tag und Jahr aus.

Doch mitunter kommt es zu langanhaltendem Ungleichgewicht und damit zu einer psychischen Erkrankung. Der Betroffene kann ein Thema nicht alleine lösen.

Vielleicht durch einen speziellen Auslöser wie Verlust, Unfall, ein Streitgespräch… oder eine anhaltenden Belastung wie Stress am Arbeitsplatz, Scheidung, Pflege nahestehender Personen, traumatische Erlebnisse in der Kindheit oder Jugend…erschwerend können vererbte Anlagen zu den Erkrankungen und Stressanfälligkeit hinzukommen – die vielleicht sogar bisher unentdeckt waren.

Oft haben Menschen nicht gelernt, mit den dazu passenden Gefühlen gut umzugehen. Aus echter Wut wird vielleicht „Beleidigt sein“, aus Trauer wird Scham oder cholerisches Verhalten.

Die Neurotransmitter im Gehirn kommen ins Ungleichgewicht. Der betroffene Mensch hat alleine keine heilenden Mechanismen mehr zur Verfügung. Gespräche mit Freunden helfen auch nicht mehr.

Hier ist eine professionelle Unterstützung wirklich hilfreich. In der humanistischen Psychotherapie geht man davon aus, dass der Mensch alle Fähigkeiten in sich trägt, die er für diese Veränderungsarbeit braucht. Nur sind diese Ressourcen oft sehr verdeckt, der Klient hat von alleine keinen Zugriff darauf.

Denn das eigene Gehirn kennt  viele „Tricks“ um die eigentlich ungewollten Symptome aufrechtzuerhalten, oft haben sie einen „Nutzen“ auf unbewusster Ebene: sie können beispielsweise als  Vermeidungsstrategien oder Schutzmechanismen dienen.

Bei den oben genannten Mustern handelt es sich also um die bestmögliche bisherige Lösungsstrategie, der Patient ist durchaus in der Lage für sich zu sorgen – nur nicht besonders ökologisch, sinnhaft oder zukunftsorientiert.

Ein Therapeut bietet sich als Meta-Instanz an, um auf die vorhandenen Muster aufmerksam zu machen. Denkfehler gehören zum Beispiel zu solchen Mustern, wie der sogenannte Auswirkungsfehler: egal welches Szenario für die Zukunft angesprochen wird – es erhält sofort einen negativen Beigeschmack von „das führt zu nichts Gutem“, „das funktioniert sowieso nicht“ – ohne echte Prüfung oder Erfahrung (bitte nicht missverstehen, natürlich kann der Patient die Sinnhaftigkeit seines Denkens „beweisen“ – doch folgt der Beweis oft einem weiteren Denkfehler). Der Mensch verharrt dann eher in einer ausweglos erscheinenden Situation als diese Denkmuster zu überarbeiten.

In der Therapie werden diese Denk-Verstrickungen und hinderlichen Muster aufgedeckt und mit den jeweiligen Gefühlen und Körpergefühlen auf Relevanz und vor allem Realität überprüft. Dann können neue Handlungs – und Denkweisen ausprobiert und geübt werden.

Eine Psychotherapie bedarf entsprechend immer  der Eigeninitiative und Mitarbeit. Etwas Eigendisziplin ist nötig, damit die Übungen auch im Alltag durchgeführt werden. Wenn der Patient wirklich etwas verändern möchte, dann ist eine Therapie das Richtige.

Der Patient bestimmt das Ziel, die Dauer und die Geschwindigkeit mit der die eigenen Themen angehen möchten. Der Therapeut gibt nichts vor, keine guten Ratschläge und weiß es nicht besser. Er bietet sich zur Reflektion an, weiß die richtigen Fragen zu stellen und welche Übung wann sinnvoll sein kann.

Die Gespräche finden immer auf Augenhöhe und im geschützten Rahmen statt. Wie Carl Rogers schon gesagt hat: „Die Beziehung macht die Heilung“.

So kann ein Patient selbstbestimmt wachsen und aus seinen Problemen wertvolle Ressourcen gewinnen.

Für eine gesunde und gelassene Zukunft.